Mittwoch, 31. August 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 3. Buch, 10. Kapitel: Von den Horen während des Tages


Rituale cisterciense (1892), Buch 3, Kapitel 10:

[1.] Die Terz wird gewöhnlich, die Quadragesima und der Vigiltag von Pfingsten ausgenommen, stehend im oberen Teil des Chores gesungen, [und zwar] vor dem Hochamt, wobei die Altardiener bekleidet sind und im Presbyterium stehen. Die Brüder halten die Ordnung so ein wie zur Messe, so dass die Älteren dem Altar näher sind. An den Wochentagen der Quadragesima und am Vigiltag von Pfingsten wird [die Terz] im unteren Teil des Chores gesungen, wie die übrigen Horen auch. Zu welcher Zeit auch immer gesungen wird, so wird es durch ein doppeltes Zeichen angekündigt, wenn nicht ein anderes Offizium unmittelbar vorausgeht. Die Psalmen werden stehend gesungen. Der bekleidete Priester (da das Hochamt [ja direkt ] anschließt) singt aus dem Presbyterium das Kapitel und die Collecta, niedergeworfen oder sich haltend wie im Chor. Das Übrige wird gehalten wie zur Prim.

2. Die Sext wird nach der gleichen Art gesungen, immer im unteren Chor, nach der Messe; oder aber, wenn die Messe verlegt wird, nach der Terz: Mit dem Unterschied, dass der Priester sich nicht mit den heiligen Gewändern bekleidet. Der Hymnus wird vom Subinvitator angestimmt und das Kyrie eleyson vom ganzen Konvent.

3. Die Non wird auch mit einem doppelten Zeichen angezeigt und wie die Sext im unteren Chor stehend gesungen. An den Werktagen der Quadragesima (nicht an Festtagen), wenn das Hochamt unmittelbar vorausgeht, wird sie jedoch im oberen Teil gefeiert, wobei die Altardiener bekleidet sind und im Presbyterium stehen, wie zur Terz.

4. Die Vesper wird im unteren Teil des Chores gesungen, der Karsamstag ausgenommen. Die erste Antiphon stimmt gewöhnlich der Hebdomadar des Invitatoriums [der Invitator] an. Die zweite, wer vor [= an oberster Stelle] allen im anderen Chor steht, die Äbte ausgenommen. Die dritte der Subinvitator. Die vierte, wer der zweite im anderen Chor nach den Äbten ist. Wir stehen zum ersten und zum dritten Psalm, und wir sitzen zum zweiten und zum vierten. Das Übrige geschehe wie zu den Laudes, oben in Kapitel 3 und 5, es sei denn, in der Vesper wird ein großes Responsorium gesungen. Dann nämlich wenden wir uns einander zu, sobald der Vorsänger es zu singen beginnt; und wir stehen nur zum Altar gewendet, wenn sein Vers [gesungen wird].

Dienstag, 30. August 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 3. Buch, 2. Kapitel: Vom Offizium der seligen Maria


Rituale cisterciense (1892), Buch 3, Kapitel 2:
[1.] Das kleine Offizium der seligen Maria wird täglich stehend und auf einem Ton gesungen [in directum] im Chor rezitiert, wie am Ende das Breviers angegeben, ausgenommen während des Triduums vor dem Osterfest. [Es geschehe] so, dass die einzelnen Horen den kanonischen Horen vorangehen, ausgenommen die Komplet, an die sich die Komplet der Seligen [Jungfrau Maria] anschließt, [während] sie der Antiphon Salve Regina vorausgeht. Immer jedoch wird es (ausgenommen die Laudes) vom Oberen des Chores begonnen, von dem auch alle diese Horen durch den Vers Sanfter Name [Dulce nomen] beendet werden.
2. Nachdem die Glocke also auf das Zeichen des Oberen hin verstummt ist und alle einander zugewandt über die Fingerknöchel [die Artikel des  Finger] niedergefallen sind, beginnt dieser Obere mit Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Und der Chor antwortet, indem er sich aufrichtet: Gebenedeit bist du unter den Frauen etc. Darauf schließt [der Obere] an, während alle noch außerhalb der Stalle stehen: Herr, öffne meine Lippen oder O Gott, komm mir zu Hilfe. Die Übrigen aber fahren fort: Damit mein Mund etc. und Herr, eile mir zu helfen. Dann singen sie, indem sie sich über die Knie verbeugen, Ehre sei dem Vater und zum Wie es war im Anfang stehen sie aufgerichtet einander zugewandt in den Stallen.
3. Wenn sie jedoch, wenn dieses Offizium begonnen wird, schon über die Formen niedergeworfen sind, wie es an festfreien Tagen der Fall ist, das heißt an Werktagen im Winter zur Prim und zur Komplet, so bleiben sie in dieser Köperhaltung und antworten wie oben gesagt; und sie richten sich nur zum Wie es war im Anfang auf.
4. Zur Nokturn, wenn der Invitator vor seiner Stalle zum Altar gewndet das Invitatorium und den Psalm Kommt [Ps 94] singt, verneigt er sich, nachdem er einmal das invitatorium gesungen hat, und so auch am Ende der einzelnen Verse, ausgenommen zum Ehre sei dem Vater, denn dann verneigt er sich nur zur Wiederholung des halben Invitatoriums. Der Chor jedoch wiederholt das Invitatorium, wobei er in den Stallen dem Altar zugewendet steht bis zum Ehre sei dem Vater, so dass, wenn dies der Invitator stehend singt, der Chor sich gegen den [anderen] Chor verneigt und sich zum Wie es war im Anfang aufrichtet; daraufhin stehen alle einander zugewandt bis zum Versikel und der Lesung, sich nur zum Ehre sei dir, oh Herr und  Ehre sei dem Vater verneigend am Ende des Hymnus und der Psalmen.
5. Nachdem die Antiphon nach den Psalmen gesungen wurde, wenden sich alle dem Altar zu und der Invitator singt außerhalb der Stalle den Versikel, erbittet den Segen und rezitiert die Lesung, nach der Art, wie oben im ersten Buch, Kapitel 10 und 11 beschrieben. Der Subinvitator aber, der das Responsorium nach der Lesung zu singen hat, verneigt sich vorher und nach dem Vers des Responsoriums wiederum; zur Wiederholung dieses Verses wendet sich Chor gegen Chor.
6. Nach dieser Wiederholung treten alle aus der Stalle und stehen einander zugewandt, während der den wochendienst ausübende Priester singt O Gott, komm mir zu Hilfe, und die anderen antworten Herr, eile mir zu helfen etc. Darauf treten sie zurück in die Stalle und fahren mit den Psalmen fort wie zur Nokturn. Zum Kapitel, dem Responsorium und dem Versikel wenden sie sich zum Altar und dieses Responsorium singt der Invitator, in der Art und Weise, wie oben gesagt. Wenn sie jedoch nach dem Canticum die Antiphon Selige Gottes[gebärerin] beginnen, knien sie über den Fingerknöcheln nieder, einander zugewandt, und wenn sie beendet ist, fallen sie nieder oder verneigen sich, je nach Art des Tages, wie in Buch 1, Kapitel 8 [erklärt]. Dann singt der Priester stehend zum Altar gewandt die Collectae und den Versikel der Kommemoration aller Heiligen. Der Priester nimmt dann die Haltung ein, die die übrigen einnehmen, während der Obere den Vers Sanfter Name [Dulce nomen] singt, und ebenso macht er es, wenn dieser die Collecta zu den übrigen Horen singt, die Vesper ausgenommen.
7. Alle anderen Horen werden begonnen und rezitiert, unter Wahrung der Verhältnisse, wie wir in den Nummern 4 und 6 gesagt haben. Zur Vesper jedoch beugen wir die Knie über die Fingerknöchel zum ersten Vers des Hymnus Meerstern sei gegrüßt [Ave maris stella], wie auch zur Antiphon Heilige Maria nach dem Canticum. Und der Priester singt die Collecta stehend, wie oben zu den Laudes [gesagt].

Donnerstag, 25. August 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 16. Kapitel: Vom Hinausgehen aus dem Chor

Chor der Monialen in Castagniers (F). Photo: Cistopedia

Rituale cisterciense (1892), Buch 1, Kapitel 16:
[1.] Niemand darf ohne Notwendigkeit und Erlaubnis vor dem Ende der Hore aus dem Chor weggehen. Es ist jedoch geboten, wenn nicht durch Notwendigkeit angezeigt, dass man nicht weggeht (es sei denn einer unausweichlichen Sache wegen), während, wie wir schon im Kap. 6 gesagt haben, der Hymnus, das Canticum aus dem Evangelium oder etwas anderes feierlich gesungen wird. Ebenfalls nicht vor Beendigung des ersten Verses des ersten Psalmes.
2. Wer hinausgehen soll, verneigt sich nicht, wenn er zum selben Offizium wieder zurückkommt, es sei denn, während er vor dem Altar hergeht. Wenn er jedoch nicht zurückkommen sollte, verneigt er sich von seinem Ort aus zum Altar hin, bevor er weggeht. Man hüte sich, dass nicht mehr als zwei zugleich, die nebeneinander stehen, hinausgehen oder länger als zwei Psalmen lang außerhalb verweilen. Wenn sie jedoch zurückgekommen sind und es zu sitzen gilt, verharren sie zwei Verse lang, bevor sie sich setzen.
3. Nach der Beendigung des Opus Dei und nachdem der Obere das Zeichen gegeben hat, verneigen sich alle zugleich zum Altar hin, und ein jeder gehe durch den Teil des Chores, durch den er eingetreten ist, angefangen bei den Älteren. Wenn sie jedoch in den Kapitelsaal gehen oder nach der Komplet ins Dormitorium, gehen sie der Ordnung nach einer nach dem anderen durch den oberen Eingang des Chores, wobei der Obere vorangeht.
4. Wer die Erlaubnis zum Verlassen vor dem Ende der Hore erbittet, [der tue] dies vor der Stalle des Oberen mit entblößtem Haupt und erbitte mit einem Zeichen, indem er die mit der Kukulle bedeckte Hand zum Munde führt: darauf erlaubt es der Obere mit einem Neigen des Hauptes oder einem Wink der Hand.

Sonntag, 21. August 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 15. Kapitel: Von der Genugtuung (Satisfaktion) im Chor

Rituale cisterciense (1892), Buch 1, Kapitel 15:
[1.] Wenn jemand zu den Vigilien nach dem Ehre sei dem Vater des Psalms Kommt, laßt uns jubeln [Ps 94] oder zu den übrigen Horen nach dem Ehre sei dem Vater des ersten Psalms kommt, nehme er sich nicht heraus, sich dem Chor der Psalmen Singenden anzuschließen: Vielmehr trete er an die Stufe des Prebyteriums und erbitte zuerst die Venia, entweder mit bis zur Erde gebeugten Knien über den Artikeln (Fingerknöcheln) der Hände, oder nur mit bis zum Boden herabgeführten Armen, je nach [liturgischer] Zeit, wie in Kapitel 8 [beschrieben]. Darauf erst bleibe er stehen und gleiche sich dem Chor an, indem er sich verneigt beim Ehre sei dem Vater und sich zum Kyrie eleyson über der Stufe niederwirft oder sich [bis zur Höhe] der Knie verbeugt bis zum Ende der Hore. Wenn sie zu mehreren sind, stehe der Ältere in der Mitte.
2.Doch wenn sie vom Oberen durch ein Zeichen oder einen Laut die Erlaubnis bekommen, in die Stalle zu gehen, verneigen sie sich vor dem Altar und gehen so in ihre Stalle. Dort leisten sie Genugtuung (Satisfaktion) über die Artikel (Knöchel) der Hände. Wenn man jedoch sitzt, bleiben sie zwei Verse [stehen], bevor sie sich mit den anderen setzen.
3. Ein Abt tut Genugtuung (Satisfaktion) an der Stufe wie ein Mönch: ausgenommen, dass er ohne Erlaubnis (nachdem er ein Vater unser gebetet hat) nach der Genugtuung (Satisfaktion) durch die Mitte des Chores zu seinem Sitz geht. Es sei denn, ein anderer Abt  ist im Chor, der ihn mit dem gewöhnlichen Zeichen ruft.
4. Doch wenn jemand zur Kollatslesung nicht herbeikommt, so dass er sich setzen kann, bevor gesprochen wird Du jedoch (Tu autem), so gesellt er sich zu den Psalmen Singenen im Chor. Doch wenn der Hymnus der Komplet begonnen wird, gehe er zur Stufe und verneige sich vor dem Altar, bleibe dort bis zum Ende des Herrengebets und des Glaubensbekenntnisses. Das Übrige hält er, wie es jene tun, die im Chor sind, es sei denn (wie gesagt wurde), er wird zurückgerufen.
5. Sooft jemand im Oratorium einen Fehler macht, indem er einen Buchstaben falsch [ausspricht] (denn für eine Note des Gesanges leisten wir keine Genugtuung), so leiste er Genugtuung (Satisfaktion) nur über den Artikeln (Knöcheln) der Finger, unbedeckten Hauptes am Ort, wo er steht, ohne seine rechten oder linken [Nachbarn] zu stören. Und gleichermaßen leiste Genugtuung (Satisfaktion) zwischen dem Sitz des Abtes und des Priors, wem beim Lesen des Evangeliums auf dem Analogium [Ambo] ein Fehler unterläuft.
6. Die in leichter Schuld sind, verneigen sich bzw. werfen sich nieder, wie oben gesagt, zum Kyrie eleyson, indem sie Genugtuung (Satisfaktion) leisten bis nach dem Dank sei Gott, [und zwar] in der Mitte vor der Presbyteriumsstufe. Wer jedoch eine schwere Schuld auf sich geladen hat und im Kapitelsaal [so] befunden wurde, werfe sich gleichermaßen in der Kirche zum Kyrie eleyson nieder: Doch am Ort, wo er steht, bis der Befehl vom Oberen aufgehoben wird.

Samstag, 20. August 2011

Notierte Editionen der liturgischen Bücher des Zisterzienserritus im Netz


Wie durch einen "Zufall" entdeckt: Eine Webseite mit den abphotographierten liturgischen Büchern des Zisterzienserritus: http://splendorveritatis.org/  Damit sind auch im Netz die abphotographierten notierten liturgischen Texte von Antiphonale (1947), Graduale (1899) und Antiphonale pro vigiliis nocturnis / pro horis diurnis (1955) zugänglich! Den Betreibern und Initiatoren dieser Seite sei herzlich gedankt! 

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 14. Kapitel: Von der Orgel

Orgel im Kloster Tarrawarra (Australien)

Rituale cisterciense (1892), Buc 1, Kapitel 14:
[1.] Wo es eine Orgel (organa) gibt, sei ihr Gebrauch gemäßigt und man hüte sich, dass nicht leichtfertige oder profane Töne sich unter den Rhythmus der göttlichen Lobgesänge mischen. Die Orgel jedoch kann gespielt werden während des ganzen Jahres an Sonntagen, Festen, innerhalb der feierlichen Oktaven: ausgenommen sind der Advent und die Septuagesima. An den Sonntagen Gaudete und Laetare, am Vigiltag der Geburt des Herrn, des Osterfestes und von Pfingsten, am Gründonnerstag zur Messe und immer dann, wenn festlich [voller] Freude gefeiert wird, kann sie ebenfalls spielen.
2. Zu den Horen während des Tages wird das Orgel[spiel] nicht eingeschoben, außer zum Hymnus und der Antiphon der Terz. Doch zur feierlichen Messe spielt sie im Wechsel, wenn gesungen wird Kyrie eleyson. Und hier beginnt die Orgel das erste [Kyrie eleyson], der ganze Chor jedoch singt das zweite, und so weiter. Ähnlich beim Hymnus Gloria. Nach der Epistel spielt sie zum Responsorium; doch den folgenden Vers Alleluia mit dem Vers, sowie den Tractus in der Quadragesima singt der Chor, wobei die Neuma [Modulation am Ende des Verses] von der Orgel weitergeführt wird: nicht gedoch am Ende des Tractus. Auf dieselbe Weise spielt [sie] zum Sanctus und zum Agnus Dei im Wechsel. Und endlich [auch] zum Deo gratias.
3. Zu den Vigilien kann sie im Wechsel gespielt werden zum Hymnus und zum Canticum Te Deum, dergestalt, dass der erste Vers des Hymnus vom Oberen angestimmt wird, die Orgel hingegen Te Dominum weiterführt. Zu den Laudes und der Vesper [kann sie gespielt werden] zu den Antiphonen, dem Hymnus, dem Canticum und zum Deo gratias. Die Kommemorationen aber, wenn welche vorgesehen sind, singt der Chor. Zur Komplet hingegen spielt zum ersten und dritten Vers des Hymnusdie Orgel.
4. Zum Salve Regina führt die Orgel, nachdem der Kantor das erste Wort angestimmt hat, bis zu Vita dulcedo nicht eingeschlossen fort, übernimmt wieder bei Ad te clamamus. Der Chor [wieder bei] Ad te suspiramus, und so bis zum Ende.
5. Das jedoch, was in den Hymnen, Cantica oder Antiphonen von der Orgel gespielt wird, muss mit erhobener Stimme vom Kantor extra stalla (außerhalb der Stalle) oder von den Kantoren inmitten des Chores vorgetragen werden, damit nicht etwas vom Offizium ausgelassen wird oder Verwirrung entsteht hinsichtlich des vom Chor wiederauszunehmenden Verses.

Donnerstag, 18. August 2011

Odo Casel - eine Kurzbiographie in LQF 98,1

Angelus A. Häußling (Maria Laach) stellt in der kürzlich an dieser Stelle vorgestellten Schrift "Gottesdienst als Feld theologischer Wissenschaft im 20. Jahrhundert" (LQF, Band 98,1) den bekannten Laacher Benediktiner Odo Casel (1886-1948) vor. Die wenige Seiten (236-241) umfassende Würdigung dieses bedeutenden Theologen enthält sehr bemerkenswerte Aussagen über Casels Verständnis von Liturgie und Theologie, die grundsätzlich bedenkenswert bleiben:
"Die hörend-glaubende, ihre Liturgie feiernde Gemeinde ist je und je Zeitgenosse der im Gedenken verkündeten Heilstaten Gottes. [...] Theologie ist Sakramententheologie, Liturgiewissenschaft eigentliche Theologie. Das "Mysterium" ist die Mitte von Gottes Handeln und dem Leben der Kirche." (S. 237)
Ritus, Observanz, Usus - alles das darf nicht in leeres Tun münden, sondern die Liturgie muss über "ein bloßes Erinnern an Geschehnisse der Vergangenheit" (ibid., S. 237) hinausgehen, wenn sie wahrhaft katholisch und "orthodox" sein will. Der Gottesdienst als "eine ethisch hochwertige, auch geschuldete Ehrung Gottes" (ibid.) ist zu wenig, die Spendung der Sakramente als bloßes Mittel zum Zweck völlig unzureichend, um das Geheimnis der Unmittelbarkeit zwischen Gott und Mensch in der Liturgie auszudrücken. Der Begriff des "mysterion" ist ein Versuch, der Unzulänglichkeit scholastischen Denkens beizukommen und der Theologie der Liturgie ein tragendes Fundament zu geben. Odo Casel hatin erheblichem Maße dazu beigetragen, dass dieser Weg weiter beschritten werden kann.

Mittwoch, 17. August 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 13. Kapitel: Vom Gesang und der Psalmodie

Rituale cisterciense (1892), Buch 1, Kapitel 12:
[1.] In einer größeren Gemeinschaft, das Urteil darüber kommt dem Visitator und möglichst dem Vaterabt zu, wird das Offizium mit dem gregorianischen Gesang vollzogen. In einer kleineren aber, das Urteil darüber [steht] demselben [zu], wird in directum [auf einem Ton] psalliert. Der Visitator hat zu entscheiden, was zu singen ist nach den Möglichkeiten und der Beschaffenheit der Gemeinschaft.
2. Immer jedoch und überall werden in directum gesungen: Zu den Nokturnen der Vers Herr, öffne, der Psalm Herr, wie haben sich vermehrt [Ps 3]; [dann] der Psalm Kommt, lasst uns jubeln [Ps 94], wenn er ohne Invitatorium gesungen wird; ebenfalls zu den Laudes der Psalm Gott erbarme sich [Ps 66]. Zur Komplet der Vers Converte nos und alle Psalmen. Dann in allen Horen die Verse Die göttliche Hilfe, Die Seelen der Verstorbenen und die Antiphon Der Heilige Geist mit dem Vers und der Collecta.
3. Wo jedoch gesungen wird, können der Obere und der Kantor entscheiden, wie zu singen ist, sowie auch wann gesungen wird: Doch [soll es so geschehen], dass an der alten Form des Singens, die vom seligen Bernhard überliefert und in unseren Brevieren eingefügt wurde, getreulich festgehalten wird: Kopfstimmiger [sincopationibus] und gekünstelter oder musikalischer [überbetonter?] Gesang ist gänzlich verboten, sowohl in der Messe als auch bei den Prozessionen, sowie bei allen Teilen des Offiziums.
4. Von dieser Form [des Gesangs] aber spricht der ehrwürdige Vater in der 47. Predigt zum Hohelied: Aus unserer Regel etc. Siehe dazu im Brevier.
5. Bei den Versen der Psalmen und Cantica, bei denen zwei Pausen in der Mitte gemacht werden, also die Flexa und der Asteriscus, wird die letzte Betonung [? -> dictio], die der ersten Pause vorangeht, gebeugt und es wird geatmet. Wenn aber diese Betonung einsilbig ist oder ein hebräisches Wort, wird sie auf einem Ton (in directum) ausgesprochen. Bei den Metren [dem Asteriscus nämlich] wird eine doppelte Atmung vollzogen. Am Ende des [gesamten Psalm-]Verses eine einfache. Und diese [kann] größer oder kleiner [sein], das heißt kürzer, aus Gründen der Feierlichkeit des Tages oder des Offiziums. Das Maß nämlich soll dazu dienen, dem Gesang oder der Psalmodie Gravität zu vermitteln und die Frömmigkeit zu erwecken.

Dienstag, 16. August 2011

Neuerscheinung Liturgiewissenschaft

Der 98. Band der Liturgiewissenschaftlichen Quellen und Forschungen (LQF) widmet sich in zwei Teilbänden den großen Persönlichkeiten deutscher Zunge, die im 20. Jahrhundert wesentliche Anstöße zum Ausbau und zur Etablierung der Liturgiewissenschaft als theologischer Disziplin gegeben haben. In alphabetischer, namentlicher Ordnung werden diese Wissenschaftler - und vor allem: Christen vieler Konfessionen! - in Einzelporträts vorgestellt. Dankbar darf man für die Hinzufügung einer Photographie einer jeden porträtierten Person sein; nicht weniger dankbar ist man jedoch für die Übersicht über Leben und Wirken und die Auswahlbibliographie am Ende eines jeden Porträts. Es wird lohnenswert sein, einige dieser Wissenschaftler und Forschenden auch an dieser Stelle vorzustellen - unter ihnen Angehörige des Benediktinerordens und solche, die der benediktinischen Familie sehr verbunden waren. Einige Namen gewürdigter Personen: Anton Baumstark, Urbanus Bomm, Balthasar Fischer, Klaus Gamber, Aemiliana Löhr, Christhard Mahrenholz, Kunibert Mohlberg, Burkhard Neunheuser, Otto Nußbaum, Erik Peterson, Max von Sachsen, Emmanuel von Severus, Anton Thaler, Athanasius Wintersig (L.A. Winterswyl)... Ein Dank an das Abt-Herwegen-Institut (Maria Laach) für diese Veröffentlichung!

Sonntag, 14. August 2011

Responsorium prolixum ad Vesperas Assumptionis B.M.V.

Responsorium prolixum vesperale Assumptionis B.M.V.  (Antiphonarium cisterciense)

Rituale cisterciense Deutsch - 3. Buch, 26. Kapitel: Vom Festtag der Aufnahme [Mariens]

Rituale cisterciense, Buch 3, Kapitel 26:
[1.] Am Vigiltag der Aufnahme [Mariens] feiert der Abt die Messe in der Gemeinschaft mit zwei Dienern, wie an Sonntagen. In der Messe jedoch wird die violette Farbe benutzt, [es wird zelebiert] mit Dalmatiken. Weder Ehre sei Gott in der Höhe noch Alleluia werden gesungen, noch die Präfation der Seligen [Jungfrau], sondern die allgemeine; und nach dem Heilig, [das gesungen wird] im Ferialton, prosternieren sich die Brüder über die Formae wie in den Horen des Offiziums.
2. Am Tag geschieht alles wie an vorgeschriebenen Festtagen des Jahres: Da [nämlich] alle unsere Klosterkirchen zu ihrer Ehre gegründet und geweiht werden. Und vor der Messe findet die feierliche Prozession im ganzen Orden statt mit den Stationen im Kreuzgang.
3. Zudem wird in Frankreich, nachdem die Vesper am Festtag beendet wurde, die Lauretanische Litanei begonnen, mit gebeugten Knienzum Altar gewandt, wie in den Prozessionalien [angegeben]; und wenn die Kantoren bei Heilige Maria ankommen, geht der Konvent, indem Weihrauch vorausgeht, Weihwasser und Kreuz mit [in Albe] bekleideten Kerzenträgern, feierlich durch die Kirche, wie in Buch 1, Kap. 17 [beschrieben], gefolgt vom Oberen, der Stola und Pluviale von weißer Farbe über der albe trägt. Der Obere singt am Ende der Prozession kniend an der Altarstufe die Versikel und stehend die Collecta zum Gelöbnis des allerchristlichsten Königs [von Frankreich]: Alle im Chor knien zusammen nieder, außer Kreuzträger und Akolythen, die mit dem hinter dem Kreuze knienden Subdiakon und Thuriferar an der Presbyteriumsstufe stehenbleiben.

Mittwoch, 3. August 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 6. Kapitel: Wie die Brüder sich in der Kirche verhalten sollen

Rituale cisterciense (1892) - 1. Buch, 6. Kapitel:
[1.] Niemand soll in der Kirche umhergehen, sprechen oder irgendeinen Lärm verursachen: Wenn aber das Opus Dei beendet wurde, gehen sie in größtem Schweigen hinaus, außer jenen, die für sich still beten wollen. Zum Gebet können die Brüder nämlich in die Kirche gehen während der Zeit der Lesung und bei jedem Intervall [d.i. eine kurze freie Zeit]; doch sollen sie dort weder sitzen, noch lesen, noch ein Buch halten, noch die Kapuze auf dem Kopf behalten. Sie sollen nicht zur Gänze hingestreckt beten, sondern nur stehend oder mit gebeugten Knien, es sei denn, sie sind krank.
2. So lesen sie gleicherweise nicht, solange das Opus Dei gefeiert wird, es sei denn, dies sei für sie notwendig, noch bedecken sie die Häupter, außer zu den Psalmen, Antiphonen, Lesungen, Responsorien, zur Epistel und zum Tractus oder zum Alleluia.
3. Die Sitze heben sie auf oder lassen sie nieder, indem sie sie mit der Hand ohne Lärm bewegen; und sind sie gezwungen zu husten, zu niesen, auszuspucken oder sich zu schnäuzen, so tun sie dies, so gut sie können, still und schicklich, indem sie weder den Boden noch die Sitze beschmutzen. Die Bücher öffnen sie übrigens nur, wenn es ihnen zukommt, und schließen sie ziemlich, sowie unter Vermeidung von Lärm.
4. Sie treten nur aus einer Notwendigkeit heraus in den Chor ein oder gehen durch ihn hindurch, wenn die Brüder sich verneigen oder außerhalb der Stalle stehen; ebenso zum Vers O Gott, komm mir zu Hilfe, Ehre sei dem Vater, zu den Hymnen, Antiphonen oder feierlichen Collectae, zum Evangelium, dem Vaterunser, und zu ähnlichen Gelegenheiten. Derjenige trete beiseite und verhalte sich wie der Chor [der Mönche], bis dieses Gebet oder das Evangelium beendet wurde, und geht an seinen Platz.
5. Niemand rezitiere oder lese einzeln das Offizium, auch wenn er zu spät zum Opus Dei gekommen ist: Sondern er singe es mit den anderen, sobald er sich dem Konvent beigesellt hat, und wenn die Hore beendet wurde, nehme er sein[en Teil des] Offizium auf. Wenn jemand zum Buch geht oder von dort zurückkehrt, der durch den Chor gehen muss, soll niemand singen, außer den Kantoren oder anderen, die die Brüder aufmuntern.

Montag, 1. August 2011

Liturgie - Archäologie - Rekonstruktion

Vor Kurzem sind interessante Rekonstruktionen alter Kirchengebäude veröffentlicht worden (im Blog "Traditio liturgica"). Diese "Visualisierungen" sind auch für das Verständnis der Entwicklung des Zisterzienserritus wichtig:
S. Peter in Rom:
traditioliturgica.blogspot.com
Hagia Sophia in Konstantinopel:
http://traditioliturgica.blogspot.com/2011/07/i-veli-e-le-cortine-nel-tempio.html
Andere Photos der Rekonstruktionen von S. Peter in Rom finden sich hier.