Samstag, 10. Dezember 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 5. Buch, 5. Kapitel: Die Ordnung bei der Empfehlung der Seele

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Rituale cisterciense (1892), Buch 5, Kapitel 5:

5. Kapitel: Die Ordnung bei der Empfehlung der Seele

[1.] Wenn der Kranke sich wirklich dem Tode nähert, wird er, bekleidet in das Mönchsgewand, wenn es machbar ist, zu Boden gelegt auf eine Matte oder grobe Decke, die über geweihte Asche in Form eines Kreuzes und eine andere Matte oder Stroh gebreitet ist. Dann schlägt der Infirmar oder sein Helfer die Tabula mit schnell aufeinander folgenden Schlägen im Kreuzgang, der Sakristan gibt in der Kirche das Zeichen mit der größeren Glocke bis zu vier Mal, das heißt ein drei Mal unterbrochenes Schlagen; und alle, die es hören, kommen schnell zum Sterbenden, indem sie mit lauter Stimme und bis zum Infirmitorium [der Krankenstation] wiederholen: Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen, etc. Der Kantor bringt das Ritualbuch mit, und der Sakristan, dem Brüder helfen, eine zweifache Stola, von der eine schwarz, die andere violett, ist, den Hirtenstab für den Abt, ein kürzeres Kreuz, eine gesegnete, brennende Kerze in der Absconsa, das Rauchfass, Kohlen, das Schiffchen und Weihwasser mit Weihwasserwedel.
2. Wenn das Offizium in der Kirche gesungen wird, bleiben wenige im Chor zurück, denen der Kantor einen Wink gibt, [die übrigen] gehen zum Sterbenden: Es sei denn, es handelt sich um ein vorgeschriebenes Offizium, das zu unterbrechen nicht gestattet ist. Denn wenn es ein vorgeschriebener Festtag ist, werden deswegen die Vespergottesdienste oder die Nokturnen nicht schneller gesungen. An anderen Tagen jedoch, verrichten diejenigen, die im Chor zurückbleiben, gewöhnlich schneller das begonnene Offizium und folgen sofort den anderen. Wenn sie im Kapitel sein sollten, gegen sie hinaus; wenn im Refektorium, unterbrechen sie, auch in der vierzigtägigen Fastenzeit, die Mahlzeit und kommen nach der Übergabe der Seele zurück, ohne ein neuerliches Zeichen, einen [neuerlichen] Vers oder Segen des Lesers, nehmen wieder die Lesung auf und setzen die Mahlzeit fort. Wenn sie bei der Kollatslesung sitzen, spricht der Leser bald: Du aber, Herr, und nachdem der Vers Die göttliche Hilfe gesprochen wurde, gehen sie direkt ins Infirmitorium.
3. Nachdem sich alle also dort versammelt haben und sich gleichsam in zwei Chöre aufgeteilt um das Bett gestellt haben, besprengt der Obere, nachdem er die violette Stola empfangen hat und das Weihwasser, den Kranken und die Anwesenden, wobei er spricht Besprenge mich, etc. Dann reicht er dem Kranken das Bild des Gekreuzigten zum Kuss und richtet ihn mit gefälligen Worten in der Hoffnung auf das ewige Leben auf: Nachdem das in Kürze geschehen ist und das Bild des Gekreuzigten vor den Augen des Sterbenden aufgerichtet wurde, gibt er in seine Hand die brennende, gesegnete Kerze, wenn nötig mit Hilfe des Infirmars.
4. Darauf rezitiert er, nachdem er mit den Anwesenden die Knie gebeugt hat, fromm die folgende Litanei, wobei der Chor auf die einzelnen [Anrufungen] antwortet.
Kyrie eléyson. Christ eléyson. Kyrie eléyson.
Sancta Maria, Ora pro eo.
[etc.]
5. Darauf fügt er die folgenden Gebete hinzu, wenn die Seele im Todeskampf ihres Auszugs bedrängt wird.
Proficiscere, anima christiana [etc.]
Deus misericors
Commendo te omnipotenti Deo
Suscipe Domine
Commendamus tibi
Delicta juventutis
[etc.]
6. Unterdessen singt der Konvent, während der Abt mit dem Kantor, dem Sakristan und dem Infirmar die obenstehenden Gebete rezitiert, wechselseitig auf einem Ton die sieben Bußpsalmen. Der Beichtvater jedoch steht dem kranken Sterbenden bei [und] spricht über ihn die Formel der letzten Absolution in dieser Form:
Auctoritate Die omnipotenti … [etc.]
7. Wenn dann die Seele noch bedrängt wird, werden Psalm 117 Danket dem Herrn etc. und Psalm 118 Wohl denen etc. gebetet, der als Ganzes auf die Horen aufgeteilt ist. Nachdem sie gebetet wurden, geht der Konvent weg, wenn [der Sterbende] bis dahin noch nicht verschieden ist; und es bleibt dort mit dem Kreuz, dem Weihwasser und der angezündeten Kerze ein Priester zurück, der fähig ist, dem Sterbenden zu helfen, der ihn aufmuntert und in Abständen sanft ermahnt: 1. Dass er fest an alle Glaubensartikel, das Symbolon der Apostel glaube, und [es], wenn er kann, rezitiere. 2. Dass er auf Christus hoffe, der ihm gnädig ist aufgrund seiner Milde und durch die Wohltat der Passion, und [dass er hoffe] auf die Fürsprache der seligen Maria und aller Heiligen, die ihn ins ewige Leben begleiten werden. 3. Dass er aus ganzem Herzen einen Akt der Gottesliebe hervorlocke. 4. Dass er Trauer empfinde wegen der Liebe Gottes, die, wenn auch nur leichtest, oft von ihm verletzt wurde, sowohl gegenüber Gott, dem Herrn, als auch gegenüber dem Nächsten. 5. Dass er von Herzen allen verzeihe, die ihn auf irgendeine Weise angegriffen haben, und dass er von denen Verzeihung erbitte, die er irgendwie beleidigt hat. 6. Dass er den Schmerz und die Beschwerde der Krankheit als Strafe für seine Sünden geduldig und willig ertrage, etc.
8. Er kann ihm auch diese kleinen Bitten eingeben:
Miserere mei Deus secundum magnam misericordiam tuam.
[etc.]
9. Dies und ähnliches kann ein kluger Priester, nach dem Fassungsvermögen der Person, dem Sterbenden in der Volkssprache oder lateinisch eingeben; dann [kann er auch] über ihn Kapitel 17 des Evangeliums und die Leidensgeschichte nach Johannes lesen; und auch andere Gebete über das Leiden [des Herrn] kann er beten, wie am Schluss des folgenden Kapitels [angegeben].

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