Rituale cisterciense, Buch III, Kapitel 19: Die Ordnung am Palm[-Sonntag]
[1.] Am Samstag vor dem Palmsonntag erhält kein Diakon den Wochen[dienst] „vom Evangelium“ [i.e. der wöchentliche Altardienst], wie es der Ordnung entspräche, noch ein Priester die Woche [als Hebdomadar]: sondern jene, denen der Kantor diese Dienste auf einer eigenen Tafel mit dem Rat des Oberen aufträgt. Auf jener Tafel nämlich muss er jene Brüder anzeigen, die das Gloria laus, Popule meus, Agios, die Litaneien, zum Mandatum [der Fußwaschung] der Mönche am Gründonnerstag, etc. zu singen haben.2. Zu den Vespern, den Vigilien und zur Messe dieses Sonntags werden drei Lampen angezündet. Das Benedicamus Domino [Singet dem Herrn] etc. und die Hymnen der Horen werden im Ton der Sermo-Feste gesungen und zum Hochamt werden Reliquien auf den Altar gestellt.
3. Vor dem Kapitel bringt der Sakristan in diesen [Kapitelsaal] eine violette Stola, den Abtsstab, das Rituale oder Kollektar, enthaltend den Text der Exkommunikation, eine angezündete Kerze in der Absconsa [Windlicht] und die anzuzündende und auszulöschende Kerze. Sobald jedoch der Abt den Abschnitt der Regel in gewohnter Weise auslegt, treten Sakristan und Kantor hinzu, jener mit dem Stab, der Stola und der angezündeten Kerze, dieser mit dem Rituale oder Kollektar, und sie verneigen sich vor ihm. Darauf übergibt der Sakristan ihm die Stola, den Stab und die Kerze mit dem geschuldeten Kuss der Dinge und der Hand. Wenn der Abt abwesend sein sollte, werden diese Dinge nichtsdestotrotz bei jedwedem Oberen so gehandhabt, der das Kapitel hält, ausgenommen der Stab.
4. Sodann erhebt sich der Abt mit dem Konvent, küsst die Stola in der Mitte, die der Sakristan ihm [sodann] um den Hals legt, nimmt den Stab in seine linke Hand und in seine rechte die entzündete Kerze, während alle einander zugewandt entblößten Hauptes stehen, [und] liest aus dem Buch, das der Kantor geöffnet mit beiden Händen vor ihm hält, die Exkommunikationsformel, wie folgt:
Im Namen [auctoritate] des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und aller Heiligen, und im Namen [auctoritate] des ganzen Ordens schließen wir aus die Verschwörer, die Brandstifter, die Diebe, die [zu Unrecht etwas] Besitzenden und alle, die die Arbeit der Oberen, Visitatoren oder Richter, die vom Generalkapitel bestellt wurden, während der Visitationen, Wahlen, Korrekturmaßnahmen oder anderer Anordnungen behindern, oder die jenen beipflichten, die dies tun, [und zwar] von sich aus oder durch andere, durch Briefe, Bitten, Drohungen, Hinterhältigkeiten oder sich der Hilfe von Weltlichen bedienen, So sei es, So sei es. Danach wirft er die Kerze zu Boden, gibt den Stab und die Stola dem Sakristan zurück, der sich nach einer Verneigung mit dem Kantor zurückzieht, und beendet das Kapitel wie andernorts beschrieben.
5. Vor der Terz bereitet der Sakristan Oliven- oder Palmzweige oder [Zweige] ähnlicher Bäume auf einem Tisch bei der Presbyteriumsstufe vor, nach derselben Art, wie wir es oben von den zu segnenden Kerzen in Kap. 16 gesagt haben, und in den Kapitelsaal trägt er das Analogium mit dem Evangelientext. Der Exorzismus des Wassers wird vom Abt vollzogen, der auch die Terz beginnt und nachher die Zweige segnet und austeilt, wie – unter Beachtung der Umstände – bei den Kerzen am Fest der Reinigung; in gleicher Weise werden die Zweige während der Prozession getragen.
6. Wenn nämlich der Obere die Zweige austeilt, nimmt der Diakon das enthüllte Kreuz, die Akolythen nehmen ihre Kerzenleuchter, der Subdiakon nimmt das Weihwasser und, indem der Thuriferar vorangeht, halten sie die Prozession wie in Buch I, Kap. 17 beschrieben. Der Sakristan jedoch sorge dafür, dass das Analogium mit dem Evangelientext aus dem Kapitelsaal an den Ort gebracht wird, an dem der Diakon das Evangelium liest, das ist der Eingang der Kirche.
7. Wenn sie in Prozession zur zweiten Station kommen, gehen sie so, dass am Beginn der letzten, wenn der Kantor das Ave Rex noster [Sei gegrüßt, unser König] beginnt, alle außer Diakon und Akolythen, mit den Knien und den Händen die Erde berührend, zum Kreuz gewandt die Venia vollziehen; ihm wenden sich auch Subdiakon und Thuriferar zu, [die] hinter ihm [stehen]. Wenn sie singen Fili David [Sohn Davids], stehen sie auf und stehen daraufhin zum Kreuz gewandt, bis das Gloria laus [Verherrlichung, Lob] begonnen wird.
8. Gegen Schluss der genannten Antiphon nimmt der Subdiakon, nachdem er das Weihwasser mit dem Aspergill auf dem Boden abgestellt hat, das Kreuz aus den Händen des Diakons und hält es zum Konvent gewendet zu Häupten des Analogiums, das dorthin gebracht wurde. Inzwischen spricht der Diakon vor dem Kreuz kniend still Munda cor meum [Reinige mein Herz] und geht, nachdem er den [Evangelien-]Text mit beiden Händen genommen hat, zum Abt, begleitet vom Thuriferar, damit er den Weihrauch ins Rauchfass einlegt und von ihm den Segen erbittet.
9. Wenn er das Schiffchen dem Abt hinhält, übergibt er den [Evangelien-]Text einem von den Älteren, damit er ihn halte, und nimmt das Buch zum Segen wieder an sich, wenn der Weihrauch eingelegt wurde. [Den Segen] erbittet er verneigt. Nachdem er die Hand des Segnenden geküsst hat, richtet er sich auf, verneigt sich wiederum mit dem Thuriferar, geht zum Analogium zurück, verneigt sich vor dem Kreuz, singt und beweihräuchert wie üblich das Buch, das er nach dem Evangelium geöffnet dem Abt zum Kuss darreicht, wie oben [beschrieben] in Begleitung[.] Nachdem es geküsst wurde schließt er es, gibt es weiter und man hält es, wie gesagt wurde, während er, nachdem er das Rauchfass entgegengenommen hat, den Abt beweihräuchert, wenn er zelebriert. Wenn der Abt nicht zelebriert, nichtsdestotrotz aber an der Prozession teilnimmt, beweihräuchert er weder ihn noch den Zelebranten; darüber siehe in Buch I, Kap. 19, und dieselbe Überlegung gilt für die Messe.
10. Nach der Beweihräucherung des Zelebranten nimmt er den [Evangelien-]Text und wenn er zurückkehrt, legt er [ihn] auf das Analogium, nachdem er eine Verneigung vor dem Kreuz gemacht hat. Darauf nimmt der Sakristan das Analogium weg, der Subdiakon gibt das Kreuz dem Diakon zurück und nimmt wieder das Weihwasser; er stehe wie gewöhnlich bei den anderen Stationen vor dem Diakon. Zwischenzeitlich wiederholt der Chor, der auch einander zugewandt steht, den Vers Gloria laus, den zwei Brüder, die gegen Ende des Evangeliums in die Kirche gegangen sind, hinter der verschlossenen Tür stehen und sich zur Prozession hinwenden, mitsamt den anderen Versen singen, wie in den Processionalia angegeben.
11. Nach der Wiederholung des Beginns dieser Verse von jenen Brüdern kehren sie zur Prozession zurück und ordnen sich an ihrem Platz ein. Wenn der Abt oder, in seiner Abwesenheit, der Kantor das Responsorium Ingrediente [Einziehend] anstimmt, treten alle in die Kirche ein und legen die Zweige, die sie in Händen tragen, vor sich auf den Formen ab bis zur Passion. Dann wird die Messe wie an Sermo-Festen gefeiert, mit Kyrie, Sanctus und Agnus Dei im Ton der Vierzigtägigen Fastenzeit.
12. Zelebrant und Altardiener, in die Sakristei zurückgekehrt, waschen sich die Hände und gehen, nachdem sie die entsprechenden Gewänder angelegt haben, mit den Zweigen zum Altar. Die Akolythen jedoch und der Thuriferar tragen keine Zweige: Wenn sie nämlich zur Altarstufe kommen und die Leuchter abgestellt haben, nehmen sie die Zweige der Altardiener in Empfang und legen sie an einem vorbereiteten Ort ab, an dem sie ihre [Zweige] vor der Prozession zurückgelegt haben; dann verrichten sie ihren Dienst wie in Buch II beschrieben.
13. Gegen Ende des Traktus nimmt der Diakon ohne Zweig vom Ministerium [i.e. der Kredenz] das Buch der Passion und geht mit den Akolythen, die anstelle der Lichter und des Weihrauchs ihre Zweige tragen, und nach einer Kniebeugung in der Mitte der Altarstufe zum unbedeckten Pult, auf das er das obengenannte Buch legt. Und während dort die vorgenannten Akolythen stehen wie zum Evangelium, beginnt er unvermittelt und singt die Passion im eigenen Ton.
14. Doch wenn, zur Erleichterung des Diakons, die dringende Notwendigkeit besteht, die Passion zu dritt zu singen, was der Abt zu sehen hat, kann der Zelebrant selbst an der linken Seite des Altars die Person Christi übernehmen, der Subdiakon aber singe ohne Zweig (wenigstens habe er die Diakonatsweihe) nach Anlegen der Stola die Stimmen der Juden von dem anderen Pult an der Presbyteriumsstufe nach Norden gewandt bis zum Evangelium. Oder, wenn die Armut an Mönchen es so mit sich bringt, singe der Priester auf der Evangeliumsseite alleine die gesamte Passion.
15. Andernfalls erheben sich der Zelebrant und der Subdiakon mit den Zweigen, die sie genommen haben [und] die die Akolythen ihnen gebracht haben, gleichzeitig mit dem Diakon und begeben sich direkt zur Epistelseite auf dem kürzesten Weg, [und] dort den Zweig in seiner [des Priesters] linken Hand haltend, so auch der Subdiakon, der ihm zur Rechten steht, liest er [der Priester für sich] die Passion bis zum Augenblick des Todes Christi: Nachdem er das gelesen hat, wendet er sich zum singenden Diakon und der ebenfalls [zum Diakon] gewendete Subdiakon steht zu seiner Linken, hält den Zweig in der linken Hand und die Rechte liegt auf der Brust.
16. Vom Beginn der Passion an stehe der Konvent im Chor wie zum Evangelium: Doch er antworte weder Gloria tibi Domine [Ehre sei Dir, o Herr], noch mache er das Kreuzzeichen. Wenn jedoch der Diakon singt: Emisit spiritum [Er gab den Geist auf], fallen alle auf ihr Angesicht nieder für die Zeit eines einzigen Vater unser, der Zelebrant [fällt nieder] in der Mitte der Altarstufe und der Subdiakon unterhalb zu seiner Rechten, dem Altar zugewandt, der Diakon zum Buch hin, die Akolythen, die bei ihm stehen, [ihm] gegenüber zur südlichen Wand des Presbyteriums hin, die anderen zum Altar. Sie alle erheben sich, wenn der Zelebrant aufsteht.
17. Wo der Diakon die Passion singt oder Diakone sie singen, die nicht die Altardiener sind, stehen diese, also der Diakon der Messe und der Subdiakon wie beim Introitus des Zelebranten, der die rechte Hand auf das Buch legt und die Passion liest; und unterhalb von ihm fallen sie nieder, indem sie hier und dort prosternieren.
18. Andernfalls vollendet der Zelebrant, nachdem er sich erhoben hat, die Passion, wie vorher stehend, [und] sagt: Munda cor meum, Jube Domine [Reinige mein Herz, Weise, Herr] etc. und er liest das Evangelium Altera autem die [Am anderen Tag jedoch] an derselben Epistelseite, [wobei] er sich nicht bekreuzigt, noch am Schluss das Buch küsst. Darauf wendet er sich gänzlich dem Singenden zu. Zwischenzeitlich legt der Thuriferar, an der Altarstufe die Knie beugend, den Zweig ab und bereitet das Weihrauchfass für das Evangelium vor.
19. Nachdem nämlich der Diakon die Passion beendet hat, nimmt er das geschlossene Buch, trägt es ehrfürchtig zum Altar, wie üblich mit den geschuldeten Kniebeugungen; und nachdem er das Munda cor meum gesprochen hat, trägt er auf ähnliche Weise den einzulegenden und zu segnenden Weihrauch zum Zelebranten oder Abt, von dem er auch den gewöhnlichen Segen erhält, wie in Buch II, Kap. 10 und 11 [gesagt]. Dann geht er zum Analogium, wobei die übrigen Diener sich wie gewohnt stellen – ohne Lichter [jedoch], beweihräuchert und singt das Evangelium. Und die Akolythen halten ihre Zweige hier und dort [zu beiden Seiten] wie bei der Passion. Wenn das Evangelium aber gesungen wurde, wird der [Evangelien-]Text zum Kuss [d.h. zum Küssenden] getragen, und das andere geschehe nach der üblichen Weise, [wobei] man die Zweige abgelegt hat.
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