Zisterzienser-Patene, 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts |
Anstoß für die Verweisung auf die Edition von P. Viktorin Panhölzl ist folgende Tatsache: Das Missale cisterciense von 1890 und das Rituale cisterciense von 1892 scheinen nicht aufeinander abgestimmt zu sein. Während das Missale cisterciense 1890 einen minimal abgeänderten römischen Messritus zugrundelegt, beschreibt das Rituale cisterciense 1892 einen zwar reformierten, aber doch in der Tradition verhafteten Zisterzienserritus der Messe (in Buch II). Beide Ausgaben dieser liturgischen Bücher waren gültige Referenztexte für die Feier des Gottesdienstes. Immerhin hatte man seitens der Ordensfamilie diesen Umstand bemerkt, zumal das Rituale cisterciense 1892 lediglich - und immerhin! - ein verbesserter Nachdruck des Zisterzienserrituale von 1689 und 1721 war, während das Missale cisterciense 1890 alles das enthielt, was damals als dazugehörig und - auch aufgrund der Ritenstreitigkeiten der 1870er Jahre - bindend für den sogenannten reformierten Zisterzienserritus angesehen wurde. Zu einer (schon vor 1900 anvisierten) Anpassung des Rituale cisterciense an die Bräuche der meisten Zisterziensergemeinden kam es erst 1949. Zwischenzeitlich waren die Liturgiekommissionen des Ordens nicht untätig gewesen. Einige Experten, etwa P. Robert (Auguste) Trilhe, Dom André Malet, Dom Alexis Presse u.a., hatten ihre umfangreichen Studien z.T. schriftlich zusammengefasst und niedergelegt. Das "Manuale Caeremoniarum" von 1908 ist eine Frucht dieser Studien.
Erstaunlich, welche rituellen, durch die liturgischen Bücher abgesegneten Freiheiten Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts im Zisterzienserritus bestanden! Aber so etwas kann wohl auch nur ein alter und gewachsener Ritus hervorbringen, zumal die (geistlichen) Früchte dieser Freiheit nicht unbedeutend, ja vielmehr großartig waren!
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