Freitag, 1. Februar 2013

Rituale cisterciense (1892), 4. Buch, 10. Kapitel: Von der Fußwaschung [am Samstag]

10. Kapitel: Vom „Mandatum“ [von der wöchentlichen Fußwaschung]


[1.] Gemäß Regel und Konstitutionen des Ordens sind an Samstagen vor der Komplet die Füße der Brüder im Kreuzgang[-arm] der Kollatslesung von den Wochendienern der Küche zu waschen; und dieser lobenswerte Brauch wird in vielen Klöstern auch jetzt noch befolgt. Deshalb bereiten die vorgenannten Wochendiener dort, wo die Füße gewaschen werden sollen, am Samstag vor der Komplet oder nach dem Biberes [Trunk] vor, was zur Ausführung des Mandatum notwendig ist, also Gefäße, warmes Wasser, auch mit duftenden Kräutern versetzt, und Trockentücher; sich selbst umgürten sie mit Leinentüchern vor dem Bauch.

2. Bald jedoch, wenn das Zeichen zur Kollatslesung geschlagen wurde, legen sie, bekleidet mit Skapulieren, die Kukullen im Kapitelsaal ab; und währenddessen kommen alle im Kreuzgang[-arm] der Kollatslesung zusammen und ziehen sich die Schuhe aus, [wobei] sie sich in acht nehmen, dass sie nicht die nackten Füße zeigen[;] vielmehr verbergen sie sie unter der Kukulle. Darauf beginnt der Abt oder, in seiner Abwesenheit, der Kantor die Antiphon Postquam surrexit [Nachdem der Herr aufgestanden war] etc. und die Diener kommen einer nach dem anderen vor den Oberen und verneigen sich vor ihm in derselben Ordnung, von der wir am Gründonnerstag sprachen: so dass nämlich die, die älter sind, in die Mitte gehen und sich verneigen; und wo es nur zwei gibt, gehe der jüngere vor.

3. Nach der Verneigung waschen sie die Füße der Brüder, angefangen beim Abt oder dem anderen Oberen, und ein jeder auf seiner Chorseite; die Helferdienste an Gefäßen, Wasser und Trockentüchern sollen übernehmen, die in die folgende Woche [als Wochendiener] eintreten. Wenn aber einer von ihnen schneller fertig ist, gehe er auf die andere Seite, um den anderen zu helfen; und die einzelnen verneigen sich, wenn sie am Oberen vorübergehen. Unterdessen aber beginne der Kantor die einzelnen Antiphonen, die der Konvent weitersingt; und wenn alle die Schuhe wieder angezogen haben, beendet er den Gesang mit der Antiphon Benedicat nos Deus [Es segne uns Gott] etc. Nach [ihrem] Ende stehen alle auf zum Segen des Lesers, und danach setzen sie sich zur Lesung, wie in Buch 3, Kapitel 11 [gesagt].

4. Es verneigen sich voreinander, wer die Füße wäscht und wem sie gewaschen werden. Die Diener jedoch waschen sich, nachdem die Füße der einzelnen abgespült wurden, die eigenen Hände und bringen die Gefäße und Trockentücher an ihren Ort zurück. Wenn sie dann ihre Kukullen wieder angezogen haben, kommen sie in solcher Reihenfolge vor den Abt, dass, wer hinter diesem als letzter zu sitzen hat, als erster geht, und die anderen folgen in der Ordnung, in der sie sich hinsetzen; und sie verneigen sich gleichzeitig und gehen dann zu ihren Sitzen, [wobei] sie sich, nachdem sie sich gesetzt haben – und nicht vorher –, demütig vor den ihnen zunächst Sitzenden verneigen.

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