Dienstag, 21. Juni 2011

Was kann man unter dem "Ritus cisterciensis" verstehen?

Titelblatt des Rituale Cisterciense 1998


Die Wikipedia definiert den Begriff des Ritus cisterciensis folgendermaßen:
"Der Zisterzienserritus findet seinen Ausdruck in Liturgie, Disziplin und Eigenrecht des Zisterzienserordens." (Aus dem Artikel "Zisterzienserritus").
Weiter unten heißt es dann zutreffend:
"Der Eigenritus der Kirche von Cîteaux und aller monastischen Gemeinden, die sich auf sie zurückführen, ist entstanden, als die Gründer des Novum Monasterium die Grundvollzüge ihres Mönchslebens neu ordneten und ihrer Lebensweise anpassten. (...) Deshalb können die Grundlagen des Zisterzienserritus für die eucharistische Liturgie auf die damals im süd-östlichen Teil des heutigen Frankreich gültige Form des römischen Ritus mit einer Reihe von Eigenelementen zurückgeführt werden. Das Stundengebet wurde in der liturgischen Ordnung der Regula Benedicti gefeiert, allerdings mit allen Elementen, die durch die zeitliche Distanz und die Überlieferung hinzugekommen waren. (...) Das Kalendarium der Zisterzienser, ebenfalls wichtiger Bestandteil des Ritus, baute auf diese Verzahnung von liturgischer Realität und Überlieferung auf, indem es der Traditionslinie von Molesme folgte, ohne jedoch die Bedürfnisse der Mönchsgemeinde von Cîteaux aus den Augen zu verlieren. Das frühe Kalendar kennt nur relativ wenige Heiligenfeste und eine sehr bescheidene Abstufung des Festranges - de facto gibt es nur Feste mit zwölf Lektionen und Heiligenkommemorationen. Wo sich Kalendar und Disziplin verzahnen, also vor allem bei den Fest- und Fastenzeiten, greifen die Zisterzienser auf die alten monastischen Überlieferungen zurück. Gleiches gilt für die persönliche Frömmigkeit der Mönche. Die Vorgaben, die im Laufe des ersten zisterziensischen Jahrhunderts in den Gebräuchen, den Ecclesiastica Officia, gesammelt und aufgezeichnet werden, sind Ausdruck einer selbstbewussten und konservativen Haltung, die sich bewusst ist, dass der Ausdruck des liturgischen Lebens auch Ausdruck der Orthodoxie ist. Das Eigenrecht im Zisterzienserorden wird bestimmt durch die monastischen Traditionen, die Weisungen der ersten Äbte von Cîteaux und die Beschlüsse der Generalkapitel, die bis heute "gesetzgebendes" Organ sind." (Aus dem Artikel "Zisterzienserritus").
Es ist bezeichnend, dass das Wissen um die Grundlagen der Liturgie der Kirche oft sehr selektiv ist. Ohne eine umfassende Sicht der historischen Entwicklungen einfordern zu wollen, die weder möglich noch nötig ist, bleibt doch die Frage: Woraus hat sich die äußere Form der zisterziensischen Lebensweise entwickelt, die ihre Grundlagen neben dem Evangelium auch in den rituellen Vollzügen des "Zisterzienserritus" hat? Ist diese äußere Form überhaupt noch tragbar in der heutigen Zeit, deren Probleme nicht vor den klösterlichen Gemeinschaften haltmachen?  

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