Dienstag, 6. September 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 17. Kapitel: Von den Prozessionen

Buch 1, Kapitel 17: Von den Prozessionen


[1.] Überall werde sonntags vom Osterfest bis zum Fest der Erhöhung des Heiligen Kreuzes ausgenommen eine Prozession ohne Stationen im Kreuzgang gehalten: Ausgenommen sind die Sonntage von Pfingsten, Dreifaltigkeit, innerhalb der Oktav von Fronleichnam und diejenigen, auf die ein Sermo-Fest fällt, es sei denn, es wäre ein Fest der Seligen Maria.
2. Denn an Festen der Seligen Maria, an Christi Himmelfahrt, am Feiertag des Allerheiligsten Sakraments und am Oktavtag [dieses Festes und] am Palmsonntag wird ebenfalls eine Prozession durch den Kreuzgang gehalten: Doch [diese wird gehalten] mit Stationen, wie in den Prozessionalen angegeben. An anderen Tagen jedoch werde keine Prozession gehalten, wenn es nicht vom Generalkapitel zugestanden wurde; ausgenommen sind die Freitage der Quadragesima, das Fest des hl. Markus, die Bitttage und Allerseelen, oder wenn ein Prälat oder König in Prozession empfangen werden muss.
3. Außerhalb des Kreuzgangs halten wir niemals die Prozession, auch nicht am Tag des hl. Markus oder an den drei Bitttagen. Ausgenommen sind nur der Tag der Verstorbenen [Allerseelen], der Empfang eines Prälaten oder eines höchsten Fürsten und die Beisetzung eines Verstorbenen: an diesen Tagen halten wir die Prozession, wie es an ihren jeweiligen Stellen gesagt wird.
4. Wenn also irgendeine Prozession gehalten werden soll, sehe der Prior zu, dass sich nichts Unpassendes im Kreuzgang befindet; und vor allen Prozessionen werden die Glocken geläutet zum Ende des letzten Psalms bis zum Kapitel der vorausgehenden Hore.
5. Bei jeder feierlichen Prozession (das ist eine solche mit Stationen oder Litaneien) sollen fünf Altardiener anwesen sein: Auch in der darauf folgenden Messe ist es wünschenswert, dass ein Diakon [seinen Dienst ausübt]. Das heißt also, dass ein Diakon, ein Subdiakon, zwei Akolythen und ein Thuriferar [anwesend sein sollen].
6. So kleiden sich, während die Glocken geläutet werden, die Altardiener im „Vestiarium“ oder der Sakristei, ihrem Weiherang entsprechend, an, wohin sie sich begeben haben. Das heißt: der Thuriferar [ist bekleidet mit] Schultertuch, Albe und Zingulum, [und er trägt] das Weihrauchfass und das Schiffchen; die Akolythen [sind] gleichermaßen [bekleidet und tragen] Leuchter mit brennenden Kerzen; der Subdiakon (soweit nicht anders angegeben) [trägt] die Tunicella, das Weihwasser und den Weihwasserwedel, der Diakon jedoch die Stola, die Dalmatik (ausgenommen die Tage, die an ihren Stellen angegeben sind) und das Kreuz mit der Tragestange.
7. Nachdem sie sich bereitet haben, gehen sie aus der Sakristei hinaus und stellen sich vor dem Altar auf, der der erste Halt beim Presbyterium ist; sie wenden sich dem Eingang des Chores zu, und zwar so, dass der Thuriferar an erster [Stelle] steht, der Subdiakon an zweiter, der Diakon als letzter zwischen zwei Akolythen, die ihm etwas vorausgehen mit den Kerzen.
8. Zwischenzeitlich zieht der Zelebrant, nachdem der Vers Die göttliche Hilfe gesungen wurde, das Pluviale an, nach der Terz oder einer anderen [Hore], wobei ihm der Hebdomadar der vorherigen [Woche] oder ein anderer Altardiener hilft. Und während er vom Altar die Reliquien empfängt, die in den Händen getragen werden: [,] geht der Thuriferar zum Abt oder, wenn er abwesend ist, zum Zelebranten, der mit dem Pluviale bekleidet ist und an der Altarstufe steht, damit dieser, bevor er die Reliquien empfängt, Weihrauch einlegt und segnet nach dem Ritus, der weiter unten beschrieben wird.
9. Nachdem sie sich so aufgestellt haben, oder auch schon eher, und nachdem der Kantor die Antiphon oder das Responsorium angestimmt hat, gehe der Thuriferar hinaus, [wobei] er in der linken Hand das geschlossene Schiffchen hält und mit der rechten das Rauchfass leicht hin und her schwenkt. Der Subdiakon, mit dem Weihwasser in seiner Linken, besprengt mit der Rechten den Weg. Und der Diakon [geht] mit dem Kreuz, das er mit beiden Händen erhoben trägt ([wobei] das Bild Christi immer zum Konvent zeigt), zwischen den Akolythen, die ihm mit den Leuchtern ein wenig vorangehen sollen zu seiner Rechten und Linken: Es folgt der Konvent, [wobei] die jüngeren Mönche vorangehen, in der Weise, dass der Zelebrant und der Abt hinter dem Zelebranten alleine hinterher geht. Und nach ihm [folgen] die Novizen, nach den Novizen die Laienbrüder oder Konversen, zwei zu zwei; danach [folgen] die Gäste und die ‚Familia’ [die Mitarbeiter etc.].
10. Wenn ein einziges Responsorium [vorgesehen ist], wird es gedehnt gesungen, damit es ausreichend ist mit der folgenden Antiphon, bis alle [wieder] in den Chor eingetreten sind; dann wird der Introitus der Messe begonnen. Und, wenn es nötig sein sollte, fügt der Kantor den Vers Ehre sei dem Vater hinzu mit der üblichen Wiederholung vor der Antiphon, die beim Einzug in die Kirche angestimmt wird.
11. Wenn Stationen gehalten werden, sei die erste in dem Abschnitt des Kreuzgangs, der nahe beim Dormitorium ist; und zwar so, dass diejenigen, die in der Mitte des Zuges sind, vor dem Kapitelsaal stehen: Dann wenden sich der Diakon, die Akolythen, der Subdiakon vor dem Diakon und der Thuriferar vor dem Subdiakon um und stehen mit dem Gesicht und dem Bild des Gekreuzigten zum Konvent gewendet, der hier und dort ebenfalls einander zugewendet steht: Ausgenommen der Abt oder der Zelebrant, die ihr Gesicht zum Kreuz gewendet halten und [so] stehen.
12. Nachdem die erste Station beendet wurde, wie in den Processionalia vorgesehen, und nachdem der folgende Vers oder das Responsorium begonnen wurde, machen sich die Brüder wieder auf den Weg, wie vorher gesagt, und in gleicher Weise wird die zweite Station beim Refektorium gehalten: Darauf geht man weiter zur dritten im ‚Lesegang’ (Kollationsgang) bei der Kirche: Wenn der Abt oder (in seiner Abwesenheit) der Kantor jedoch die Antiphon angestimmt hat, treten alle singend in die Kirche ein; und nachdem die Antiphon gesungen wurde, wird die Messe vom Kantor angestimmt, während die Altardiener und der Zelebrant geradewegs in die Sakristei gehen und sich vorbereiten, um zum Altar zu gehen, auch [dann], wenn die Tabula für einen Verstorbenen geschlagen wird.
13. Am Tag des hl. Markus und an den Bitttagen und bei ähnlichen Prozessionen (wenn solche gehalten werden) beginnt der Kantor vor dieser Prozession, während sich der Zelebrant und die Altardiener in die [der Feier] entsprechenden Gewänder kleiden, die Antiphon Exurge [Erhebe dich], wie im Graduale [angegeben], und der Chor fährt, einander zugewandt stehend, fort; nachdem diese nach dem Psalm Deus auribus [Ps. 43(44) Gott, wir hörten es] und Ehre sei dem Vater wiederholt wurde, kniet sich der Zelebrant, der zwischenzeitlich in ein violettes Pluviale gekleidet an die Altarstufe getreten ist, hin und alle im Chor beugen die Knie zum Altar hin: Einzig der Diakon mit dem Kreuz steht an der Presbyteriumsstufe in der Mitte und die Akolythen stehen bei ihm.
14. Bald darauf beginnen zwei Brüder, die vom Kantor vorher unterrichtet wurden und [sich] ebenfalls kniend in der Mitte des Chores hinter dem Diakon [befinden], die Litanei, die der Chor wiederholt bis zum Vers Pater de coelis Deus [Gott Vater im Himmel] und die folgenden [Anrufungen]: Zu denen antwortet der Chor nur Miserere nobis [Erbarme dich unser] oder Ora pro nobis [Bitte für uns]. Wenn sie allerdings zu Sancta Maria [Heilige Maria] kommen, erheben sich alle und gehen in Prozession wie üblich nur durch den Kreuzgang.
15. Bei der Rückkehr einer solchen Prozession knien sich der Zelebrant und der Konvent und der Diakon mit Kreuz und Akolythen steht wie beim Auszug. Der Zelebrant jedoch, nachdem er kniend die im Processionale angegebenen Versikel gesungen hat, steht zum Dominus vobiscum [der Herr sei mit euch] und den nachfolgenden Collectae auf. Nachdem diese gesungen wurden, beginnt der Introitus, die Antiphon Sub tuum [Unter deinen Schutz] wird [hingegen vorher] ausgelassen. Und der Priester, der mit den Altardienern in die Sakristei zurückgekehrt war, kommt dann nachher zurück, wie es üblich ist, mit dem Messgewand [bekleidet] und indem der Diakon ihm vorausgeht, um die Messe zu feiern.

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