Samstag, 2. Juli 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 1. Buch, 3. Kapitel: Vom Oratorium des Klosters

Presbyterium der ehemaligen Abtei Haina mit Zelebrantensitzen, Wandtabernakel, Hochaltar und Piscine in der rechten Wand.


Aus dem Rituale cisterciense (1892), Buch 1, Kap. 3:

Vom Oratorium des Klosters.
[1.] Alle Kirchen unseres Ordens sind geweiht zu Ehren der Seligen Maria und gewöhnlich erbaut in form eines Kreuzes, nach Art der Kirche in Cîteaux, der Mutter aller [anderen]. Der Länge nach wird sie in vier Teile aufgeteilt.
2. Deren erste und wichtigste Partie, in der der Hochaltar steht, wird Presbyterium genannt und hebt sich von den anderen Partien durch eine oder zwei Stufen ab. Der Hochaltar ist von der Mauer abgerückt und kann umschritten werden. Durch eine oder zwei Stufen wird er vom Fußboden des Presbyteriums getrennt. An der Südwand befindet sich das Ministerium (oder die Kredenz), an dem die Gefäße bereitet werden, die der Opferfeier dienen. Unterhalb des Altares an derselben Wand befinden sich die Stallen mit den Sitzen, die für den Priester und die Altardiener bestimmt sind und derer sie sich zur Terz und zur Messe bedienen, um zu sitzen oder zu stehen.
3. In der zweiten Partie der Kirche, dem Chor, befinden sich die Stallen, die Sitze und die Bänke in form von Pulten, in denen wir stehen, sitzen und niederfallen, nach dem Ritus, der weiter unten beschrieben wird. Die Sitze heißen Miserikordien, vor allem wegen ihres rückwärtigen und aufgeklappten Bestandteiles, auf dem wir uns verneigt abstützen, wie nachher gesagt wird. Die Pulte heißen Formen. Die Stallen und Sitze unterhalb der Formen bilden den Novizenchor.
4. Nach Brauch des Ordens soll eine Wand den Chor vom Hinteren Chor (der die dritte Partie bildet) trennen. An sie lehnen sich die Abts- und Priorstalle und weitere Stallen an. Im Hinteren Chor befindet sich der Chor der Kranken.
5. Das Schiff wird gleicherweise vom Hinteren Chor getrennt und in ihm stehen die Stallen und Sitze für die Konversen, mit den Altären für die Messe von der Seligen [Jungfrau Maria] und die tägliche Messe für die Verstorbenen.
6. Im Oratorium oder der Kirche darf nichts geduldet werden, was der Heiligkeit des Ortes nicht ziemt: Nur das, was für den Kult Gottes gebraucht wird, und dies sei schön aussehend, sauber, rein und vollständig. Man hüte sich davor, schwerfällige Dinge ins Oratorium einzulassen.
7. Die Gewänder, Gefäße, Altarleinen und andere Dinge dieser Art sollen im Vestiarium (das ist die Sakristei) in unterschiedenen, sicheren und angemessenen Schränken gehütet, vorbereitet und aufbewahrt werden. Es gebe genug Bücher nach Zahl der Mönche, also: Missale, Epistolar, den Text des Evangeliums [Evangelistar], Regel, Gebräuchebuch - das heißt also das Rituale, Psalterium, Hymnarium, Collectaneum, Antiphonar, Lektionar, Graduale, Prozessionale und Kalendar oder Martyrologium.
8. Doch auf den Altären befinden sich das Kreuz, zwei Leuchter, die Decke, die den Altar bedeckt und ähnliches. Über dem Hochaltar jedoch sei der Heilige Leib Christi in einem vergoldeten Gefäß aufgehängt; oder aber er sei ehrerbietig eingeschlossen in einen Schrank, der Tabernakel heißt.
9. Um den oberen Teil der Kirche liegt außen der Friedhof, auf dem wir begraben werden, denn nach den Bestimmungen des Ordens soll niemand anderes in unseren Hauptkirchen begraben werden als Könige und Bischöfe. Die Äbte jedoch werden im Kapitelsaal beigesetzt, die Brüder auf dem Friedhof.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen